Modellprojekte

Die Kita als Lernort für Demokratie – Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an

 

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Projektbeschreibung 

Das Modellprojekt „Die Kita als Lernort für Demokratie – Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an“ ist im Haus Neuland an den Fachbereich Berufliche Bildung angegliedert und richtet sich an Fachkräfte und Leitungen in Kindertageseinrichtungen. Im Rahmen des Modellprojekts wird das Thema „Partizipation in der Kita“ gemeinsam mit insgesamt 20 Kitas aus Ostwestfalen-Lippe vertieft. Zudem haben Fachkräfte bundesweit die Möglichkeit, in Online-Seminaren zu lernen, mehr Partizipation in ihren Kita-Alltag zu verankern.

 

Grundgedanke – Partizipation schon in der Kita einführen

Partizipation bedeutet „Teilhabe“ und meint im gesellschaftlichen Kontext die Beteiligung am gemeinschaftlichen Leben. Diese Teilhabe zielt unter anderem darauf ab, an Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen, beteiligt zu werden. Für Erwachsene ist es selbstverständlich, dass solche Entscheidungen nicht von anderen getroffen werden und eine Reihe von Gesetzen sichert ihnen das Recht darauf zu. Doch auch Kinder haben dieses Recht: Die Beteiligung an Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen, ist ein Recht jedes Menschen und kennt keine Altersgrenzen.

Das bedeutet, dass bereits (kleine) Kinder zu ihrer Meinung befragt und angehört werden müssen. Die Kindertageseinrichtungen sind der erste öffentliche Ort, an dem sich Kinder regelmäßig aufhalten. Dementsprechend sind sie besonders gefragt, die Rechte des Kindes durchzusetzen und Kinder darin zu bestärken, sich über Missstände und Ungerechtigkeiten zu beschweren. Kinder wachsen in Familien mit unterschiedlich stark ausgeprägten Beteiligungschancen auf. Um die Chancengleichheit zu wahren und alle Kinder gleichermaßen auf das Leben in der Demokratie vorzubereiten, ist es die Aufgabe von Kitas, den Kindern beizubringen, dass es richtig und wichtig ist, sich an Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen, zu beteiligen, seine eigene Meinung zu äußern, eigene Ideen in den Alltag einzubringen, Kompromisse in der Gruppe zu finden, Konflikte friedlich zu lösen und Probleme bei den dafür Verantwortlichen anzusprechen. Dazu muss die Kita ein demokratisches und partizipatives Umfeld sein. Diese „Partizipation von Anfang an“ erfüllt neben der Wahrung des Kinderrechts auch das gesellschaftliche Ziel, Kinder mit demokratischen Lebensweisen vertraut zu machen und so die demokratische Gesellschaft insgesamt nachhaltig zu stärken.

 

Projektaufbau – 20 Kitas aus Ostwestfalen-Lippe intensiv begleiten

Dazu werden in zwei Projektphasen (2020-2022 und 2022-2024) jeweils 10 Kitas aus der Region Ostwestfalen-Lippe eingeladen, gemeinsam mit einer erfahrenen Referentin ihre bisherigen Konzepte und das alltägliche Handeln im Hinblick auf das Thema „Partizipation“ zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Das gesamte Team wird zwei Jahre lang bei dem Prozess begleitet, gemeinsame Ansätze für eine partizipative Kita zu finden und umzusetzen. In Workshops, die hauptsächlich am Ort des Geschehens, also der Kita, stattfinden, wird zunächst die eigene Haltung zum Thema „Partizipation von Kindern“ reflektiert, welche eine wichtige Voraussetzung für eine gelungene Umsetzung der Ideen und Konzepte ist.

Während der zwei Jahre arbeitet das Team daran, die eigenen Handlungsweisen zu überdenken und auf Möglichkeiten der Partizipation von Kindern zu überprüfen. Ziel ist es Strategien zu entwickeln, wie nach und nach der Kita-Alltag partizipativer gestaltet werden kann. Dabei setzen die Teams eigene Schwerpunkte unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Voraussetzungen.

Parallel zu dem zweijährigen Entwicklungsprozess werden aus jeder Kita ein bis zwei Fachkräfte zur „Fachkraft für Partizipationsprozesse in der Kita“ fortgebildet. In vier Modulen wird zum einen tiefergehendes Wissen zum Thema „Partizipation“ vermittelt. Zum anderen wird methodisches Rüstzeug erlernt, mit dessen Hilfe das Thema „Partizipation in der Kita“ langfristig weiterentwickelt werden kann. Darüber hinaus wird zu den Schwerpunktthemen „Partizipation von Kindern unter drei Jahren“, „kultursensible Elternarbeit“ und „mediengestützte Partizipation“ gearbeitet. Das Format bietet zusätzlich die Möglichkeit des Austauschs.

Weiterhin sind im Modellprojekt drei Fachtage geplant. Diese werden zum einen den inhaltlichen Austausch zwischen interessierten Fachkräften und Kita-Leitungen mit Wissenschaftler*innen ermöglichen. Zum anderen bieten sie die Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen und einen ersten Einblick in das Thema „Partizipation in der Kita“ zu erhalten. Da die Fachtage sich nicht nur an die teilnehmenden Kitas richten, erhält hier ein breiteres Publikum Zugang zu dem Modellprojekt. Darüber hinaus gibt es bei den geplanten Fachtagen die Chance, die drei Schwerpunkte im Modellprojekt vertieft zu beleuchten.

Damit auch Fachkräfte über die Grenze von Ostwestfalen-Lippe aus für das Thema Partizipation sensibilisiert werden, werden regelmäßig Online-Seminar zum Thema „Partizipation in der Kita“ mit erfahrenen Referent*innen angeboten.

 

Mehrwert schaffen: 3 Schwerpunkte im Projekt

Die teilnehmenden Kita-Teams wählen ihre Schwerpunkte selbst aus:

Zum einen können sie die Selbstbestimmungsmöglichkeiten von Kindern unter drei Jahren stärken und lernen, bereits den Kleinsten in der Kita das Recht auf eine Beteiligung an Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen, einzuräumen. Einige teilnehmende Kitas sind Krippeneinrichtungen, die Kinder über drei Jahren betreuen. Hier liegt der Fokus der partizipativen Arbeit weniger in der Stärkung der Mitbestimmungs- als der Selbstbestimmungsrechte der Kleinkinder. Besonders die Situationen der Grundversorgung wie Essen, Schlafen, Kleidung und Sauberkeit werden hier in den Blick genommen und auf Möglichkeiten der Partizipation überprüft.

Ein zweiter Schwerpunkt legt den Fokus auf die Arbeit mit den Eltern. Die Fachkräfte-Teams erarbeiten Möglichkeiten, wie Eltern in das Kita-Geschehen einbezogen werden können. Insbesondere die kultursensible Elternarbeit wird in diesem Schwerpunkt thematisiert. Der Austausch mit Eltern multinationaler und –kultureller Herkunft ist bereits bei anderen Themen in der Kita wichtig. Besonders Eltern, die die deutsche Sprache noch nicht sehr gut sprechen oder wenige demokratische Erfahrungen gemacht haben, müssen beim Thema „Partizipation“ berücksichtigt werden. Auch solche, die sich vor einer zu wenig strengen Erziehung ihrer Kinder durch hohe Mitbestimmungsanteile fürchten, müssen über die Chancen von Partizipation aufgeklärt werden. Dies ist eine zusätzliche Aufgabe für die Kita-Teams, die mit der Referentin gemeinsam gut vorbereitet wird.

Der dritte Schwerpunkt beschäftigt sich mit digitalen Beteiligungsmöglichkeiten in der Kita. Diese richten sich vor allem an die Erwachsenen, also die Fachkräfte-Teams und die Eltern. Digitale Beteiligungsmöglichkeiten werden bisher vor allem für Jugendliche in politischen Kontexten gedacht. Allerdings bieten viele Tools die Möglichkeit, kollaboratives Arbeiten zu erleichtern. Insgesamt bietet das Feld „digitale Beteiligungsmöglichkeiten“ eine Vielzahl an Chancen, die einige Kita-Teams ausprobieren werden.

Da die Umsetzung von Partizipation bisher unterschiedlich weit fortgeschritten ist, gibt es keinen festgelegten Ablauf der fünfteiligen Workshop-Reihe. Es wird stattdessen individuell auf die einzelne Kita mit ihren Fachkräften und Kindern geschaut. So können Sozialraum, räumliche und zeitliche Ressourcen, Altersstruktur der Kinder und viele weitere Faktoren mitberücksichtigt werden und Einfluss auf die Zielentwicklung nehmen.

 

Langfristige Chancen – Nachhaltige Weiterentwicklung der Konzeptideen

Die 10 teilnehmende Kitas aus OWL werden während der gesamten Projektphase von professionellen Referent*innen beratend begleitet und erhalten bei erfolgreicher Teilnahme am Ende der Projektlaufzeit das Gütesiegel „PARTIZIPATIVE KITA OWL“.

Durch die langfristig angelegte Begleitung der Kita-Teams werden die Fachkräfte gestärkt, eigene Ideen nach und nach einzubringen und auszuprobieren. Die Fachkräfte, die darüber hinaus an der Fortbildung zur „Fachkraft für Partizipationsprozesse in der Kita“ ausgebildet werden, tragen nachhaltig dazu bei, dass auch nach Ende des Projekts das Thema „Partizipation“ eine Fürsprecherin in der Einrichtung behält.

Auf diese Art will das Projekt „Die Kita als Lernort für Demokratie – Partizipation und Selbstbestimmung von Anfang an“ das Thema „Partizipation in der Kita“ im Raum OWL weiterentwickeln und an bereits bestehende Erkenntnisse anknüpfen.

Hier gelangen Sie zur Projektwebsite.

Zielgruppe

  • Fachkräfte in Einrichtungen der Kindertagespflege

Kontakt

Haus Neuland e.V.
Senner Hellweg 493
33689 Bielefeld

Ansprechperson: Sabrina Jostameling
Partizipation.kita[at]haus-neuland.de