Fachforum 1: Kinderrechte und Demokratiebildung in Schule – gemeinsam lernen und leben
Hannah Abels, Makista e.V.
Am Beispiel des hessischen Schulnetzwerks für Kinderrechte und Demokratie zeigt das Fachforum, wie die Kinderrechte im Schulalltag gelebt und gelernt werden können. Das betrifft die Unterrichtsgestaltung, Projekte, die Kultur des Miteinander und entsprechende Strukturen. Es geht um Haltungen und demokratisches Handeln – einzeln und als Gruppe. Und Schule ist keine Insel, sondern ein wichtiger Raum in der Bildungslandschaft, in der die Erwachsenen gemeinsam für das gesunde Aufwachsen und die Potenzialentfaltung aller Kinder und Jugendlichen verantwortlich sind, im Unterricht am Vormittag wie in der Nachmittagsbildung und -betreuung. 2020 feierte das hessische Modellschulnetzwerk sein 10-jähriges Bestehen, kann über Stationen und Stolpersteine, aber auch über Erfolge und beharrliches Verstetigen und Entwickeln berichten. Der Fachvortrag aus dieser Erfahrung heraus eine Vielfalt an Zugängen: inhaltliche Impulse zu den wichtigsten Prinzipien der Kinderrechtskonvention und ihrem Zusammenhang zum Demokratielernen, Beispiele für Übungen und Ideen für die pädagogische Praxis, bewährte Materialien bis zu Möglichkeiten für den eigenen Einstieg in die kinderrechtliche Gestaltung von Schule.
Fachforum 2: Hortdialoge & Beteiligung – demokratiestärkende Bildungsarbeit im Hortalltag
Thomas Krieger und Kristina Quandt, Modellprojekt „Hortdialoge & Beteiligung“
Ist die demokratiestärkende Bildungsarbeit mit Grundschüler*innen in Horteinrichtungen eine bisher zu wenig genutzte Chance? Kinder verbringen viel Zeit im Hort. Leider sind hier menschenverachtende Meinungsbilder, ausgrenzendes Verhalten, unzureichende Formen der Mitgestaltung ebenso täglich präsent wie in der Grundschule. Doch in der Auseinandersetzung mit dem Thema demokratische Teilhabe zur frühzeitigen Entgegnung potenziell menschenverachtender Einstellungsmuster findet der Bildungsraum Hort bisher wenig direkte Behandlung. Darüber hinaus bedarf es einer strukturellen Verankerung demokratiestärkender Bildungsarbeit im Hort. Wie kann ein interventiver und präventiver Umgang mit diesen Themen in der Arbeit mit Kindern und pädagogischen Fachkräften im Hort aussehen? Im Rahmen des Fachforums werden diese Fragen erörtert und einen konkreten Blick in die Umsetzung von Demokratiebildung im Modellprojekt Hortdialoge & Beteiligung gegeben. Dabei geht es neben dem konkreten Ansatz vor allem um verschiedene Praxiseindrücke, Herausforderungen und erste Ergebnisse.
Fachforum 3: Empowerment-orientierte und Rassismuskritische Arbeit in der Pädagogik
Dr. Nkechi Madubuko, Soziologin, Autorin und Diversity Trainerin
Viele Schüler*innen erzählen von schulischen sowie auch außerschulischen Rassismuserfahrungen, die allesamt schmerzhaft für sie waren und in vielen Teilen immer noch sind. Die Besonderheit an den schulischen Rassismuserfahrungen ist, dass sie biografisch sehr einschneidend sind, insbesondere weil formelle Bildungsabschlüsse über den weiteren Werdegang von jungen Menschen entscheiden. Eine empowerment-orientierte pädagogische Haltung bedeutet vor allem, diskriminierenden Umgang durch Fachkräfte, Lehrpersonal, im Klassenverband oder unter Schüler*innen wahrzunehmen und entsprechend drauf zu reagieren bzw. diesen zu stoppen. In der Haltung gegenüber den Schüler*innen braucht es ein Grundverständnis von Antidiskriminierungspädagogik (rassismuskritische Sichtweise und Diskriminierungsschutz) sowie eine wertschätzende, vertrauensvolle Beziehung zu den Schüler*innen. Grundlagen zu Empowerment-Orientierung kommen hinzu. Diese Aspekte haben direkten Einfluss auf die Selbstwahrnehmung sowie Selbstwirksamkeit und damit Zugriff auf die Potenziale von Schüler*innen. Im Fachforum werden Grundlagen für rassismuskritische Handlungsweisen vorgestellt und in engem Bezug zur Praxis diskutiert.
Fachforum 4: Queere Bildung im Grundschulalter? Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Kontext von Kinderrechten, Partizipation, Inklusion und Diskriminierungsschutz
Thomas Kugler, QUEERFORMAT/Fachstelle Queere Bildung (Berlin)
In seinem Bericht an die Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 17. Juli 2019 thematisiert Victor Madrigal-Borloz die sozio-kulturelle und wirtschaftliche Inklusion von LGBT Personen weltweit (A74/181). Mit dem Blick auf Kinder und Jugendliche im Bildungsbereich stellt der unabhängige Experte für den Schutz vor Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität fest: „LGBT Schüler*innen und Kinder von LGBT Eltern erfahren Übergriffe in Bildungskontexten, darunter Hänseleien, Beschimpfungen, Einschüchterung, physische Gewalt, soziale Ausgrenzung, Cybermobbing, physische und sexuelle Übergriffe und Todesdrohungen, all dies in unverhältnismäßiger Weise verglichen mit der Allgemeinbevölkerung. Diese Übergriffe geschehen in Klassenzimmern, auf Schulhöfen und in Gemeinschaftsbereichen, Toiletten und Umkleiden, auf dem Schulweg und dem Heimweg und online.“
Wie ist es um die Kinderrechte und Beteiligung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nichtbinären Kindern in Deutschland bestellt? Was wissen wir über ihre Lebenslagen? Welche Rolle spielt die Vielfalt von sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten in den Lebenswelten der Kinder? Wie wirken sich tradierte Geschlechteranforderungen auf ihre Teilhabemöglichkeiten aus? Auf welche heteronormativen Barrieren stoßen queere Kinder in Grundschule und Hort? Wie können Fachkräfte inklusive Zugänge gestalten und sich aktiv für Diskriminierungsschutz einsetzen? Und wie kann Demokratiebildung in der Grundschule aussehen, die Ansätze für queere Bildung konsequent einschließt? Das Forum bietet Einblicke in die Forschungslage, thematisiert normative Grundlagen, stellt einen praxiserprobten theoretischen Gender-Ansatz vor und vermittelt Impulse für praktisches pädagogisches Handeln.
Fachforum 5: Armut und Klassismus - (k)ein Thema im Hort?
Ellena Hüther, Pädagogin und Fortbildnerin in der Antidiskriminierungsarbeit
Sozioökonomische Unterschiede in der Gesellschaft werden zunehmend größer und machen auch vor dem gemeinsamen Lernen in Schule und Hort nicht halt. Kinder nehmen Unterschiede und gesellschaftliche Bewertungen bereits früh wahr und ziehen daraus Schlüsse über sich selbst und ihre Familien. Dies kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und Bildungschancen verhindern. Kinderrechte auf Bildung, gesundheitliche Versorgung und Beteiligung müssen immer wieder neu überprüft und verwirklicht werden: Wenn soziale Ungleichheiten nicht reflektiert werden bzw. diesen aktiv entgegengewirkt wird, besteht auch im Hort das Risiko, diese zu verstärken. Dabei spielen sowohl eigene Vorurteile als auch strukturelle Barrieren eine Rolle. Das gemeinsame Lernen von Kindern in der Ganztagsbetreuung bietet gleichzeitig die Chance, gezielt Ungerechtigkeiten wahrzunehmen, auf diese aufmerksam zu machen und gemeinsam mit Kindern, Eltern und Fachkräften nach Lösungen zu suchen, wie Schule und Hort einen Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit leisten können. Der Fachvortrag vermittelt und diskutiert Grundlagen zu sozialer Ungleichheit und Auswirkungen auf die Identitätsentwicklung von Kindern. Ziel ist es, eine stärkere Sicherheit im Umgang mit sozialen Unterschieden zu erhalten, Erfahrungen auszutauschen sowie erste Handlungsmöglichkeiten im eigenen Arbeitsumfeld zu entwickeln.
Fachforum 6: Machtgeschichten – Mit Kindern über Adultismus ins Gespräch kommen
Anne Sophie Winkelmann, freiberufliche Bildungsreferentin, Autorin, pädagogische Fachkraft
Wenn es um Demokratiebildung in der Grundschule geht, sind wir Erwachsenen immer auch gefragt, unseren Umgang mit der erzieherischen Macht zu reflektieren, die wir gegenüber den Kindern haben. Als Institution Schule, als Team, als einzelne Fachkraft müssen wir uns explizit für einen aufmerksamen Blick auf unsere Praxis und die Strukturen entscheiden.
Das Fachforum beschäftigt sich mit Adultismus im Kontext von Grundschule und wie man darüber mit Kindern, über konkrete Erfahrungen auf verschiedenen Ebene, ins Gespräch kommen kann. Zudem geht es darum, wie die (oft versteckten) Beschwerden der Kinder erkannt und ernst genommen werden können.